Gedichte 1 bis 15

Erste Liebe  |  Zum Hochzeitstag  |  Schwangerschaft  |  Schlaflied für mein Kind  |  Schlaflied  |  Traumgebilde  |  Im Park  |  Das dritte Kind  |  Kinderaugen  |  Wie du mir – so ich dir  |  Meinem Kind  |  Ein Hundeleben  |  Sorgen  |  Im Krankenzimmer  |  Heimkehr aus Müttererholung

 

Erste Liebe

Ich hab' dich lieb.

Wie kam es nur, daß sie die Worte fanden,
die Lippen, die so lange still verschlossen
nichts wußten von der Liebe süßen Liedern,
vom Frieden, der nun ausgegossen
ins arme, bange, liebeleere Herz?
Ich hab' dich lieb.

Der gute Blick, der meinem still entgegenkam,
die leise bange Frage:
Kann's denn sein, daß du mich liebst?
Ein goldenes Licht, das dann auf deinem Antlitz lag,
ein süßes Wissen nun, das in mir blüht
und dir es dankbar liebend wiedergibt.
Ich hab' dich lieb.

 

 

Zum Hochzeitstag

Nun habt ihr euer Nest gebaut
und euern Bund hat Gott gesegnet.
Vertraut auf Ihn bei Sonnenschein
und auch wenn's einmal stürmt und regnet.

Die Liebe gleicht dem Blumengarten,
der übrig blieb vom Paradies.
Seht zu, daß ihr ihn pflegt und wartet,
daß nicht der Engel ihn verschließt.

Viel Sonne mag euch Blüten treiben,
daß nicht für Unkraut Raum mehr bleibt,
doch trauert nicht, wenn's manchmal regnet,
denn er erfrischt von Zeit zu Zeit.

Und wenn's dann doch sollt' mal geschehn,
daß Blumen sterben, Unkraut treibt,
so laßt's nicht wachsen, laßt's nicht stehen,
denn Heilung bringt's zur rechten Zeit

Doch läßt ihr's stehn und weiterwachsen,
ist's bald um euer Glück geschehn.
Wohlan, so pflegt der Liebe Garten,
daß euch der Liebe Blumen immer blühn.

 

 

 

Schwangerschaft

Mutter, ich bin da,
wirst mich noch nicht spüren,
denn ich bin noch winzig klein,
kann mich noch nicht rühren;
doch ich freu' mich schon auf dich.
Mutter, liebst du mich?

Mutter, ich tu wachsen,
Händchen, Füßchen sind schon da,
weiß nicht, wie's so schnell geschah.
Wenn die Hand du legst auf mich
so ganz zart, dann fühlst du mich.
Mutter, freust du dich?

Mutter, ich bin groß,
warm und weich in deinem Schoß
hör dein Herz ich schlagen,
und dein Atem wieget mich,
kann vor Glück nicht schlafen.
Mutter, hörst du mich?

Mutter, mir ist bang,
was geschieht denn da mit mir?
Darf ich denn nicht mehr bei dir
ruhen, schlafen, träumen.
Mutter laß mich nicht im Stich,
Mutter halte mich!

Mutter, jetzt ist's gut,
habe mich so sehr erschreckt,
doch nun lieg ich weich und warm
hier bei dir in deinem Arm
wieder zugedeckt.
Mutter welche Lust, hier an deiner Brust.

 

 

 

Schlaflied für mein Kind

Kindlein schlaf, sei schön brav,
Mutter tut dich wiegen.
Sie ist hier, bleibt bei dir,
tut dich stets behüten.

Englein sind, liebes Kind,
stets an deiner Seite,
wollen sacht, Tag und Nacht,
immer dich begleiten.

Sorg' und Leid ist noch weit,
kann dich nicht erreichen,
drum schlaf gut in süßer Ruh',
bis die Nacht tut weichen.

Und auf's Neu, dir zur Freud',
lacht die Sonne wieder,
schlaf mein Kind, es weht der Wind,
singt dir seine Lieder.

 

 

 

Schlaflied

Mein kleines Kind ist müde,
schwer sind die Äugelein,
drum schlaf' in deiner Wiege,
schlaf süß mein Kindelein.

Die Sonne und die Vöglein,
die soviel Freud' gebracht,
sie alle gehn zur Ruhe,
drum Büblein, gute Nacht

Auch Blümelein und Schäfchen
und alle Kinderlein,
sie schlummern schon und träumen,
drum schlaf' auch du jetzt ein.

Hörst du des Windes Brausen,
singt dir von seiner Reis',
von Bergen, Seen und Wäldern,
von Meer und Schnee und Eis.

Und Mond und Sternlein schauen
in unser Fensterlein
mit mildem Licht und lindern
so manche Not und Pein.

Schlaf' ein,
schlaf' ein mein Kindelein.

 

 

 

Traumgebilde

Im Traum entdeckte ich,
als ich die Schritte lenkte über einen Hügel,
ein Kindergrab, an dem ein Engel saß,
mit großen dunklen Augen und mit weißen Flügeln.
Die Augen sah'n mich an,
als ich noch einen Schritt zum Grab hin tat,
den Namen dort zu lesen.
Und ich erkannt', daß es ein Steinbild war,
die kleine Hand hielt eine kleine Fiedel.

Doch wie erschrak ich nun,
als diese großen Augen
von mir hinüber zu dem Grabe glitten,
die kleine Hand sich hob und deren Finger
die Saiten dieses Instruments ergriffen.
Nicht froh noch traurig war die Melodie,
die dieses steinern' Bild nun wiedergab.
Mir war, als spielt' es nur, damit die Zeit verging,
nur, daß das Kind so ganz allein nicht war.

Mir krampfte sich das Herz zusammen,
als ich der Mutter dachte,
die dies Bild hier schuf,
bis ich mit nassen Augen dann erwachte,
geweckt von meines kleinen Kindes Ruf.
Da war es mir, als wär's mir neu geschenkt,
dies kleine, holde, ach so süße Wesen,
ich hielt es lange, lange fest umschlossen
und ließ die Tränen auf das Köpfchen fließen.

 

 

 

Im Park

Sonne und Wind,
tanzende Blätter so bunt wie das Kind
wirbeln auf Wegen und Wiesen,
reiten auf Wellen, zittern in Baum und Geäst

Vogelgezwitscher.
Es schläft mein Kind,
von Ferne nur Stimmen,
hier ist es friedlich und still.

Alle Sorgen entschwunden, alle Angst und Not.
Das Herz, es füllt sich mit Freude,
was willst du noch mehr?
Das rosige Kind - gehört es nicht dir?
Und Sonne und Himmel und Erde.

 

 

 

Das dritte Kind

Grüß dich, Kind, bist du schon da?
Wie hast du das denn nur geschafft?
Dein Brüderchen ist erst ein Jahr
und braucht noch meine ganze Kraft.

Sei nur ruhig, liebes Kleines,
bin ich heute auch betrübt
und muß ab und zu ich weinen,
hab ich dich doch mächtig lieb.

Nun, ich will es dir verraten,
was mich heut' so traurig stimmt,
weil es Menschen gibt im Leben,
die dem Kind nicht gut gesinnt.

Müssen unsre Wohnung räumen
und aufs Neu' auf Suche gehn,
doch die Stadt liegt noch in Trümmern,
wo wird einst dein Bettchen stehn?

Nun mein Kind, bald wirst du kommen
und ich freu' mich schon auf dich
und der Papa, die Geschwister,
alle, alle lieben dich.

Doch ein' Platz für deine Wiege
suchten wir bisher vergebens,
keiner will uns mit drei Kindern,
das ist Schicksal, Müh' des Lebens.
Endlich, Kleiner, bist du da
und ich halt' dich in den Armen,
weiß es wohl noch immer nicht,
wo mein Liebling einst wird schlafen.

Doch mich dünkt, als sei mir niemals
so viel Freud' und Glück beschieden,
sind wir erst einmal zu Hause,
wird sich schon das andre finden.

Jetzt bist du ein halbes Jahr,
kleiner Schatz, nun rate mal,
was für Neuigkeit ich habe
und wer dabei hilfreich war.

Eine Wohnung haben wir,
größer, schöner als die erste,
und diesmal war es umgekehrt
die Zahl der Kinder wog am schwersten.

Und du, mein kleiner Glückspilz du,
hast endlich dann das Blatt gewendet,
dort waren's zwei, wir aber drei;
das dritte hat den Kampf beendet.

Bist unser drittes, bringst uns Glück,
so waren alle Sorg' vergebens,
die Hoffnung hat uns nicht betrogen,
wir sitzen nun am Born des Lebens.

 

 

 

Kinderaugen

Menschen, die ihr jagt nach Glück,
die ihr sucht nach Seligkeiten,
die ihr nach dem Sinn des Lebens
nicht mehr fragt, ihr sucht vergebens
nach dem, was euch glücklich macht,
wenn ihr geht am Kind vorüber,
denn was Last euch dünkt und Müh,
bringt euch Freude, bringt euch Frieden,
und es lehrt euch weise werden,
so ihr seid bereit zu lieben.

Kommt und schaut in Kinderaugen
und ihr werdet wieder glauben.
Habt ihr je ein Kind getroffen,
oh, ihr werdet wieder hoffen.
Kinderaugen heilen Wunden,
lindern Schmerzen und gesunden.
Hat euch Gott ein Kind beschieden,
oh, ihr werdet wieder lieben.

Kinderhände, die sich hilflos
liebend dir entgegenstrecken,
sind wie Balsam, die enttäuschte
Herzen neu zur Lieb' erwecken.

Kinderaugen sind wie Sonnen,
hellen euch den grauen Tag,
sind wie Sterne, tröstlich blickend
in der kummervollen Nacht.
Gedanken Gottes, euch zur Freude
in den Mühen dieses Lebens,
sichre treue Wegbereiter
sind sie Richtung eures Lebens.

 

 

 

Wie du mir – so ich dir

Sie war erst drei, ein kleines süßes Ding
und voller Energie, wenn es ans Spielen ging,
die Dinge wieder auf den Platz zu bringen,
war sie zu müd', da konnt'' sie keiner zwingen.

Die Schwiegermutter bat ich, sie zu hüten,
weil ich zur kranken Mutter ward gerufen,
die in der Klinik in dem nahen Städtchen
mich dringend bat, sie eiligst zu besuchen.

Als ich dann heimkam, war ich hocherfreut,
ein Bild der schönsten Harmonie zu finden.
Großmama saß der Kleinen gegenüber
und wie es schien, war alles eitel Frieden.

Doch dann, mit einem Schmunzeln um den Mund,
erzählte mir die alte Dame, was geschehen
und welchen Trick sie angewandt,
das Kind zur Ordnung und zum Fleiße zu bewegen.

„Der Tisch ist schon gedeckt,“
so meine Schwiegermutter,
„wenn du die Schnipsel wieder aufgeräumt,
bekommst du warme Milch und Brot und Butter.
Sieh zu, daß du die Mahlzeit nicht versäumst.“

Die Kleine sah sie an mit großen Augen
und sieht die Köstlichkeiten auf dem Tisch
und konnte es, und wollte es nicht glauben,
das war gewiß nur Scherz, Ernst sicher nicht.

Doch unerbittlich das Gesicht der alten Dame,
die Kleine merkt, hier gibt es kein Entrinnen,
mit einem Seufzer und mit großer Müh
schickt sie sich an, die Arbeit zu beginnen.

Ein Seufzer hier und da und fragend blickend,
ob Großmama noch immer nicht zufrieden
und dann von neuem dieses harte Bücken.
Mit ihrer kleinen Hand hielt sie den armen Rücken.

So nahm eine mühevoller Tag sein Ende,
Großmutter lobte ihre fleiß'gen Hände
und lud sie gnädig ein, mit ihr zu speisen,
sie klettert auf den Stuhl ganz still und leise.

Doch darauf war die alte Dame nicht gefaßt:
als jetzt die Kleine sagte: „Großmama,
dir will ich etwas sagen, weißt du was?
Dich mach ich, wenn du tot bist, nicht mehr wach.“

 

 

 

Meinem Kind

Liebes Kind, zum Festtag heute
wünsch' ich dir vor allem Freude,
Segen und Zufriedenheit.
Möge Gott in Seiner Gnad
führen dich den rechten Pfad,

daß das Glück, das dir beschieden
nicht entbehre seinen Frieden
und nicht Übermut zerstöret,
was ein Gott aus Lieb' gewähret.

Daß das Leid, das unerläßlich,
weise macht und auch bedächtig,
dich nicht ohne Hoffnung läßt.

Denn am Leiden wächst der Mensch
seinem Herrn und Gott entgegen,
Glück ist nur um auszuruhn
und vom Leiden zu genesen.

Auf und ab trägt uns das Leben,
Höhen, Tiefen, sie sind sein,
freier Wille ist uns ‘geben,
setze ihn zum Guten ein.

Bleib im Glauben treu,
im Hoffen zuversichtlich und bescheiden,
wahre Lieb' hat keine Grenzen,
du dürftest solche überschreiten.
Und eins vergiß nicht, Schatten stehn
hinter allem Licht hienieden,
doch auch Dunkel hat noch Hoffnung,
denn die Reu' gibt wieder Frieden.

Sieh, wir haben unsre Schwäche,
um in Hochmut nicht zu fallen,
Schuld kann werden segensreich,
den Büßern steht der Himmel offen.

Denn Gottvater, er verzeiht,
neigt sich nieder voll Erbarmen,
die vor ihm wie Kinder sind,
hebt er auf mit Vaterarmen.

Bleib ihm treu, denn Gott allein
kann und wird dein Retter sein.

 

 

 

Ein Hundeleben

Er war geschenkt von einer Patin
und unserm Jüngsten zugedacht,
ach war das anfangs eine Freude
und was haben wir gelacht.

Tobby nannten wir den Dackel,
kaum der Muttermilch entwöhnt,
war er nun ein Waisenknabe
und wurd' deshalb auch verwöhnt.

Nur zu Anfang dieses Jaulen
und dies Winseln in der Nacht,
noch dazu vor meiner Kammer,
hat mich um den Schlaf gebracht.

Doch des Morgens in der Frühe,
wenn es galt, schnell aufzustehn
und das Frühstück zu bereiten,
ach, da wars um ihn geschehn.

Die Begrüßung war fast närrisch,
Tobby sprang mit einem Satz
hin zu meinen nackten Füßen,
ja er war ein richt'ger Schatz.

Und voll Freude leckte er
alle Hände, die ich hatte
und den kleinen Weg zum Ofen
sucht' ich dann mit Müh zu schaffen.
Doch bald merkt' ich, daß die Freude
die Ursach kleiner Seen war,
die in der Morgensonne schimmernd
ich auf dem Küchenboden sah.

'Ne Arbeit mehr, dacht' ich im Stillen
doch wog die Freude diese auf.
Der Zeitverlust? Nun dafür steh' ich
am andern Morgen früher auf.

Es kam dann doch, daß ich auf Zehen
mich schlich durch's Bad, ihn nicht zu wecken,
den Morgengruß schlau zu umgehen,
doch weit gefehlt, er war zur Stelle.

Bald war mir klar, daß die Begrüßung
mehr Zeit verschlang, als ich gedacht,
den Hausherrn, sowie alle Kinder
hat er mit gleicher Ehr' bedacht.

Ich putzte jedesmal die Freude
geschwind vom Boden wieder auf,
um nun zu treiben meine Leute
zum Waschen, Frühstück, Dauerlauf.

Doch traut' ich meinen Augen nicht,
beim Frühstück sah ich ja nur Tassen
und nicht ein einz'ges Angesicht
Das war doch wirklich nicht zu fassen.

Drei Köpfe waren unterm Tisch
und auch der Tobby selbstverständlich,
„nun schlägt's doch dreizehn,“ schreie ich,
„wann wollt ihr essen, gehen endlich?“

Ich war geschafft nach jedem Morgen
und müd' als ob es Abend wär,
ganz langsam löste sich die Freude,
doch stetig, in ein Tränenmeer.

Denn mittags ging der Zauber weiter,
wenn aus der Schule kam die Schar,
von Schularbeiten ganz zu schweigen,
die Ordnung war dahin, fürwahr.

Die Nerven ruiniert, am Ende
sann ich auf einen Ausweg dann,
schenkte den Hund zwei alten Leutchen
und weinte nun sechs Wochen lang.

Der Tochter rannen auch die Tränen,
ich kam mir vor wie ein Sadist,
sechs Wochen Reue war'n mir sicher
und soviel Tränen. Ist das nichts?

Sechs Wochen Freud, sechs Wochen Jammer
und so viel Heimweh - gleicht sich aus.
Bis heut' hab' ich ein schlecht' Gewissen.
Mir kommt nie mehr ein Hund ins Haus!

 

 

 

Sorgen

Es ist noch Nacht, der Tag noch fern,
ich liege wach, jedoch nicht gern,
viel lieber möcht' ich schlafen.
Gedanken kommen und sie gehn,
ich bin bereit, schon aufzustehn,
um irgendwas zu schaffen.

Da seh ich Licht im Nachbarhaus,
das tröstet mich, ich halt noch aus
und glaub, bald tagt der Morgen.
So wälz ich mich mal hin, mal her,
das Herz und auch der Kopf schon schwer
von lauter, lauter Sorgen.

Was vorher war und nicht geglückt,
was nachher kam und mich bedrückt,
ich fang schon an zu stöhnen.
Es schnarcht der Mann so gut er kann,
ganz Unschuldsengel, Unschuldslamm,
scheint mich noch zu verhöhnen.

Das Licht geht aus im Nachbarhaus,
mir fällt jetzt ein, es ist Frau Kraus,
die hat auch ihre Sorgen.
Hat sicher nach der Uhr geschaut
und ist gewiß auch nicht erbaut,
da3 noch nicht kommt der Morgen.

So stell' ich mich auf's Dichten ein,
mach Vers um Vers und Reim auf Reim,
die Sorgen zu vertreiben.
So kam es dann, daß irgendwann
der Schlaf und das Vergessen kam,
und ich erwacht' am Morgen.

Und die Moral von der Geschicht’:
die Sorgen, Mensch, vergiß es nicht,
die lassen dich nicht schlafen.
Mach ein Gedicht, kannst du es nicht
so Reim auf Reim, dann laß es sein,
zähl' wenigstens die Schafe.

 

 

 

Im Krankenzimmer

Gardinen, die leise der Wind bewegt,
die Krone der Tanne sich über die Dächer hebt,
vom Wind wie Flügel
die Zweige sich heben und senken,
blauweiß der Himmel,
wohin sich der Blick auch wendet,
und ab und zu ein dunkles Schwingen
zur Tanne hin, ein Ruhen und Warten,
um weiterzufliegen vom Schatten zum Licht.

Oh köstliches Schweigen, oh tröstliche Stille,
oh Labsal für Seele und Leib,
nur schauen und träumen und danken und fühlen:
Alles ist gut jetzt und friedlich und leicht.
Vorbei alles Sorgen und Hasten und Müh'n,
alle Schmerzen und Angst und Verzagen,
ein liebender Gott sprach: Jetzt ist es genug,
nun ruhe und hol' etwas Atem.

Geschwätzig die Spatzen, sie suchen ihr Futter,
das letzte vorm Schlafengehn.
Ein paar Stimmen im Park und wieder Verstummen,
Besucher sicher, die heimwärts gehn.
Blumen am Fenster, ein Gruß von daheim,
ein Schwatzen und Lachen und Fröhlichsein:
„Es geht alles gut, mach' dir keine Sorgen,“
und: „Auf Wiedersehn, vielleicht schon morgen.“

Ja es geht besser, sie haben gut lachen,
die Mutter kommt wieder, die Hoffnung macht froh,
aber ein Weilchen noch darf sie verschnaufen,
oh, wie tut dieses Weilchen so gut.

 

 

 

Heimkehr aus Müttererholung

Nun heißt es wieder: heimwärts ziehen,
wie die Schwalben aus dem Süden.
Diese flohn vorm harten Winter,
wir vorm Mann und vor den Kindern,
die die Meinung halt vertreten,
Mutter kann vom Schaffen leben,
und das ohne Rast und Ruh'n
aus lauter Wollust würde tun.

Vom frühen Morgen bis zur Nacht
wird Mutter drum auf Trab gebracht,
bis man dann merkt, sie ist defekt,
das hat die Lieben aufgeschreckt
„Schnell fort mit ihr, jetzt wird es Zeit,
daß Mutter uns erhalten bleibt.“

Auf diese tolle Art und Weise
kam Mutter zu der schönen Reise
und landete in St. Marien.
Ach waren die drei Wochen schön.

Nun war es einmal umgekehrt,
jetzt wurde Mutter mal geehrt.
Sie durfte sich bedienen lassen
und schon um neun ins Bett und schlafen,
spazieren gehn und solche Scherze.
Ach, das tat Mutter gern von Herzen.

Wen wundert's da, daß sie nun jünger
und schöner aussieht und gesünder?
Das wars, was Papa wollt' genau:
'ne schön're und 'ne jüng're Frau.
Und nun ist sie auch wieder fit
und kann erwarten nicht das Glück,
den Lieben sich gesund zu zeigen,
geduldig, gütig und bescheiden.

Den Schwestern aber, die den Schaden
behoben durch Geduld und Baden
und Speis und Trank und dienend lieben,
sei Ehr und Lob und Dank beschieden.